12.10.2017

Der Luther-Trialog

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Dass 2017 auf vielerlei Weise 500 Jahre Reformation begangen wird, ist keine Neuigkeit. Auch die Draiflessen Collection wollte sich diesem Thema widmen. Die Liberna Collection, eine Dauerleihgabe an unser Museum, bietet einen großen Bestand an theologischen Schriften, insbesondere auch zum Thema Reformation. Der (katholische) Sammler Bernard Brenninkmeijer, der die Objekte mit großer Leidenschaft zusammengetragen hat, interessierte sich in hohem Maße für den religiösen Disput, der sich in den Schriften ablesen und verfolgen lässt. Ihm war das Gesamtbild des christlichen Glaubens wichtig. So ist ihm zu verdanken, dass wir dem Thema Reformation eine eigene Ausstellung widmen konnten. Diese stellt nun die Frage nach dem Vermächtnis nicht nur der Symbolfigur Martin Luthers, sondern auch der Reformation als solcher und in welcher Weise sich das bis heute (nicht nur) in der christlichen Welt niederschlägt und offenbart.

Jan Massys: Die Auslegung der Heiligen Schrift, um 1526 | © Draiflessen Collection (Liberna), Mettingen Inv. Nr. L-S17 (Fotograf: Ruben de Heer, Hilversum)

Im Glauben getrennt oder doch eher vereint – Ökumene

Für die Ausstellungspublikation wurden daher zwei Vertreter des christlichen Glaubens eingeladen, die Mettinger Pastoren Timo Holtmann von der katholischen Pfarrkirche St. Agatha und Kay-Uwe Kopton von der evangelischen Kirchengemeinde Mettingen. Sie haben miteinander über die ausgestellten Werke gesprochen. Selbstverständlich kennen und schätzen sie sich, beide Kirchengemeinden tragen zum Beispiel den Sozial-Punkt Mettingen, eine soziale Einrichtung, in Kooperation mit dem Caritasverband Tecklenburger Land e.V. So gab es wenig Berührungsängste, auch nicht vor kontroversen Positionen. Im Gegenteil: Es ist ein offenes, zugewandtes und auch langes Gespräch geworden. Über die Inhalte der Kunstwerke hinaus haben beide immer wieder auch die Frage erörtert, was die christliche Welt nach der mit der Reformation einhergehenden Spaltung bis heute im Glauben trennt und vor allem, was sie eint. Beide stimmen darin überein, dass es immer wieder darum gehe und gehen müsse, Sensibilität für den jeweils anderen zu entwickeln. „Sich in den anderen hineinzuversetzen, von alten abgrenzenden Schablonen Abstand zu nehmen und miteinander ins Gespräch“, in den „ökumenischen Dialog“ zu kommen, um damit die konfessionellen Grenzen aufzulösen, seien die wesentliche Ziele heute.

Das Prinzip Christentum

Pater Oliver Potschien | © Oliver Potschien

Die Ausstellung „1517. Ein Vermächtnis“ stellt den ersten Teil des „Luther-Trialogs“ dar und damit gewissermaßen die historische Grundlage. Mit dem zweiten Teil schlagen wir den Bogen bis in die Gegenwart. Pater Oliver Potschien, Leiter der Gemeinde St. Peter und des dortigen Petershofs, ein sozialpastorales Zentrum im Duisburger Bezirk Marxloh, wird für einen Vortrag in die Draiflessen Collection kommen. Für ihn und seine Helferinnen und Helfer sind ökumenisches Denken, Dialog und Zusammenarbeit maßgebliche Grundlagen der täglichen Arbeit. Diese geht weit über die übliche Gemeindearbeit hinaus, leben doch in Marxloh eben nicht nur alteingesessene Duisburger, sondern Menschen ganz unterschiedlicher kultureller und konfessioneller Herkunft. Darüber hinaus nimmt der Petershof auch Flüchtlinge auf: „Hierher kommen Menschen in Not. Ich versuche nach der christlichen Idee zu leben, dass wir alle im Fremden, in einem Menschen in Not, Gott erkennen sollen. Das ist mein Glaube, ich versuche ihn zu leben“, so Oliver Potschien. Am 26. Oktober wird er über seine Arbeit, ein christliches Leben über konfessionelle Grenzen hinaus, über ein Modell auch von Integration berichten. Wir laden damit ausdrücklich auch zu einem gemeinsamen Gespräch ein.

Die Musik habe ich stets geliebt …

J. S. Bach: Luther Cantatas | © Draiflessen Collection

musicam semper amavi, so bekannte Martin Luther, der selbst mit Leidenschaft sang und komponierte. Für ihn war das Singen eine direkte Methode, Glaubenstexte unmittelbar zu verinnerlichen. Er hat daher Psalmen umgedichtet und zahlreiche Kirchenlieder verfasst, diese auch vertont. Johann Sebastian Bach, der gut 200 Kirchenkantaten geschrieben hat, verwendete für 13 seiner Kantaten Texte von Martin Luther. Das Jahr 2017 bot für den Dirigenten und Kirchenmusiker Christoph Spering einen willkommenen Anlass, diese sogenannten Luther-Kantaten gemeinsam mit seinen beiden Ensembles neu einzuspielen. Drei der Kantaten, und darin mündet unser „Luther-Trialog“, werden am 4. November im Saal von Draiflessen aufgeführt – nur wenige Tage nachdem Christoph Spering und seine Ensembles den Echo Klassik 2017 für die Neueinspielung entgegengenommen haben werden. Der Abend verspricht damit auch einen kleinen Vorgeschmack und eine erste Einstimmung auf die kommende Adventszeit. Nicht zuletzt: Es ist die Musik, die alle zu einen vermag.

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