15.01.2024

Hallo, ich bin die Neue!

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„Frau Mettner, erweitern Sie doch mal Ihren Horizont! Sie haben sich doch im Laufe Ihres Bachelors mit Mode- und Textildesign beschäftigt, überlegen Sie, ob Draiflessen Collection vielleicht eine geeignete Anlaufstelle für Sie darstellen würde!” Drei-was?? So war ungefähr meine erste Reaktion, als ich mit meiner Praktikumsbetreuerin Prof. Schlüter an der Universität Osnabrück über mögliche Institutionen im Rahmen meines zehnwöchigen Vollzeitpraktikums gesprochen habe.

Geholfen hat es dabei nicht, dass wir ein Online-Meeting hatten, bei dem ich leider akustisch überhaupt nicht verstanden habe, wie das Museum nun wirklich heißt. Dementsprechend hat sich dann auch die Recherche relativ schwierig gestaltet. Nach einigen Fehlversuchen (vor allem dem Umstand geschuldet, dass ich fest davon überzeugt gewesen bin, dass das Museum sich auf „Drei” wie die Zahl bezog), bin ich allerdings über die Begriffe „Kunst und Design” und „Mettingen” auf das passende Ergebnis gestoßen. Ah, Draiflessen! Kein Wunder, dass ich zu den ersten Eingaben nichts gefunden habe. Aber was heißt das eigentlich? Nach einer genaueren Inspektion der Website habe ich nicht nur erfahren, wie dieses Kunstwort zustande kam, sondern auch, dass Frau Prof. Schlüter mir da schon ein sehr ansprechendes Museum empfohlen hat. Ich bin mittlerweile in meinem dritten Mastersemester im Fach Kunst und Kommunikation (habe allerdings noch Ende des zweiten dort begonnen), und habe sowohl privat als auch im universitären Kontext schon einige Institutionen besucht. Aber die Draiflessen Collection war mir neu, sowohl das Museum an sich als auch die Kombination der drei Ausstellungsräume. Nach ein wenig stöbern in den Texten zu den vergangenen Ausstellungen verfestigte sich mein Entschluss – ja, da würde ich schon gerne hin! Also ab mit der Bewerbung, und nach einem offenbar ja für beide Parteien gelungenen Vorstellungsgespräch habe ich nun also meine Stelle als Praktikantin ab Mitte September im Kommunikationsbereich der Draiflessen Collection angefangen. Dies ist die geeignete Schnittstelle, und da ich selbst schon kuratiert habe, mich mit dem Management, der Pressearbeit und der Ausstellungskonzeption inklusive Künstler*innen-Gespräche, Vorbereitung von Führungen und des Designs der Kataloge beschäftigen wollte, ist mein erster Gedanke mehr oder weniger: „Jackpot!” ... gleich gefolgt von der zweiten Frage nach „Was genau mache ich denn dann ...”. Hauptsächlich lag das daran, dass ich noch nie in so einer großen Kulturinstitution mitgewirkt habe. Dementsprechend offen war ich erstmal für alle Vorschläge und Ideen, wie ich mich nützlich machen könnte. Angefangen mit den ersten Teammeetings direkt am Montagmorgen habe ich mich in positiver Art und Weise schnell ins kalte Wasser geworfen gefühlt. Aber ich mag das so, denn so bekommt man sofort einen realistischen Einblick und ein wenig Erfahrung. Und da ich auch keine Schülerpraktikantin bin, freute ich mich zudem über die an mich direkt gestellten Herausforderungen. Direkt angefangen mit dem Korrekturlesen von Pressetexten über das Verfassen eines eigenen Textes für eine künftige Ausstellung hin zu Aktion auf der Fläche, bei der Louise Bourgeois’ Spinne, eines der Exponate aus der aktuellen Ausstellung FÄDEN, positioniert wurde. Mittendrin statt nur dabei – so würde ich meine erste Woche beschreiben. Und ich liebte es. Zwar waren die ganzen Namen der Kolleg*innen auf den ersten Dreh noch ein wenig viel, und auch die vielen Türen haben mich so manches Mal zur Verzweiflung gebracht, aber irgendwann hat sich die Routine über den Tag eingestellt. Heute (am 12.10.), habe ich mittlerweile 3,5 Wochen hinter mir, und in wenigen Tagen ist die Eröffnung der neuen drei Ausstellungen.
Ich hatte angefangen, mir stichpunktartig den Tag zu notieren. Angefangen mit „Model“-Arbeit (ich wurde als faktische Besucherin der Ausstellung fotografiert) bis hin zur Farbabnahme des Begleitmagazins zur Ausstellung „ARIADNE’S NAAIKUSSEN“ in der Druckerei würde ich behaupten, dass ich schon einiges hier mitgenommen habe. Sogar als Ausstellungs-Guide werde ich künftig aushelfen, zunächst im Rahmen der Praktikumsbeschäftigung hier, aber wer weiß, wie es in Zukunft noch aussieht? Damit hatte sich dann auch schon die nächste Aufgabe für die Tage, die ich zwischen der Uni im Homeoffice arbeitete, ergeben. Auf die Schnelle die ganzen Kataloge mit den Informationen zu so vielen Werken und deren historischen Hintergründe zu lernen war schließlich kein simples Unterfangen. Immerhin reichte es, wenn bis zum 15.10. zur Eröffnung erst einmal eine Ausstellung komplett im Kopf sein würde. Die anderen durften darauf folgen. Kataloge waren gedruckt und zum Lesen mit nach Hause genommen, also stand der Plan so weit. 


Exhibition View THREADS | © Draiflessen Collection, Foto/photo: Peter Hübbe

15.10.: Stichtag!

Alles klar, Texte sind gelesen, neues Etuikleid ist besorgt und Kaffee in der Thermoskanne ist vorbereitet. Fast noch den Bus verpasst, aber es wäre schließlich auch langweilig, wenn an dem Tag der Vernissage alles nach Plan gelaufen wäre. Endlich angekommen war ich bereit und konnte mich nach einer kurzen Begrüßung mit den anderen Guides bereits über mein erstes Aufgabengebiet verständigen. Ich sollte heute für die Besucher*innen in Bereitschaft für Fragen zu den Themenkreisen Arachne und Athene in der Ausstellung FÄDEN stehen (Spoiler: irgendwie hat es sich am Ende doch vermischt, sodass ich auch mal etwas über Ariadne, ARIADNE’S NAAIKUSSEN und auch Techniken in der Kunst generell erzählen konnte). Bevor die offiziellen Eröffnungsreden von Herrn Brenninkmeijer und Frau Dr. Otto gehalten wurden, hatte ich bereits eine erste Vorstellungsrunde hinter mich gebracht. Erneut viele neue Gesichter, und wenn ich behaupte, dass ich nicht auch ein bisschen stolz auf meinen Guide-Button auf meinem Kleid sowie die freudigen Gesichter meiner Kolleg*innen gewesen wäre, dann würde ich an dieser Stelle lügen. Nach den zwei Reden habe ich mich erstmal durch das Gedränge gewuselt und meine meine Position gesucht. Es waren schließlich wirklich viele Besucher*innen gekommen, was auch mich sehr gefreut hat. Diese waren wirklich überall verteilt. Von Fragen zu Louise Bourgeois’ Biografie bis hin zum Mythos der Arachne sind viele Gespräche entstanden. Allerdings muss ich zugeben, dass ich dann irgendwann doch ganz froh gewesen bin, als mein Kollege mich angesprochen hat, es sei kurz vor drei (das offizielle Ende unserer Bereitschaft) und ob wir mal im Foyer schauen wollten, ob es noch etwas zu essen und zu trinken geben würde. Hunger war nämlich zu dem Zeitpunkt da, und auf der Fläche war es dann nach der Zeit doch kälter als zuerst einkalkuliert – zugunsten der optimalen klimatischen Bedingungen für die Kunstwerke. Dafür waren die belohnende Suppe und die positiven Kommentare hinsichtlich unserer Tätigkeit, der Konzeption der Ausstellung an sich und der Präsentation der Exponate im Nachhinein umso schöner. Fazit also: Die erste Challenge als Praktikantin und jetzt sogar auch fester Guide in Draiflessen war überstanden und mal sehen, was als nächstes ansteht. Denn nach der Ausstellung ist schließlich vor der Ausstellung ...


Ausstellungsansicht FÄDEN | Spider, Louise Bourgeois | © Draiflessen Collection, Foto: Henning Rogge

Neue Woche, neues Glück ...

Die nächste Woche startete mit dem montäglichen online-Teammeeting – bei den meisten aus dem Homeoffice. Allgemein herrschte eine positive Resonanz bezüglich der Vernissage am Tag davor, und dennoch lag der Fokus bereits wieder auf den kommenden Projekten. Neue Ausstellungen, Tagungen und Leihgaben standen an, und für uns im Team der Kommunikation war die Planung des Jahresberichts der Draiflessen Collection für 2023 das große To-Do. Für mich persönlich stand am 23.11. die nächste Challenge an, meine erste gebuchte Führung durch die Ausstellung. Zudem trudelten jeden Tag neue Anfragen für private Ausstellungsführungen an, sodass ich nach jedem Seminar in der Uni erstmal mehrere Mails überprüfen konnte. Also – die Vernissage war erfolgreich, die Ausstellungskonzepte gefallen 😉 

Das nächste Teammeeting zeigte mir deutlich, dass sich nicht auf den Lorbeeren der letzten Rückmeldungen ausgeruht werden konnte. Der Besucheransturm ist groß, die Führungen finden in einem vollen Haus statt und Vorträge ziehen bis zu 70 Gäste an einem Donnerstagabend an. Aber schon standen neue Aufgaben an: Ein Flyer zu Skulpturen, die wir im Garten von Draiflessen präsentieren, sollte erstellt werden, Ideen zu den kommenden Ausstellungen für 2024 wurden vorgestellt, auch das Jahresprogramm für 2024, das bald produziert werden sollte, erforderte seine Zeit. 
Die Aufgabengebiete wurden für mich wieder differenzierter, mit Halloween in der kommenden Woche bekam ich die Möglichkeit, meine schriftlichen Talente auszuprobieren und einen ersten Post für Instagram zu formulieren. Zudem fand in dieser Woche der Dreh für einen Trailer für FÄDEN statt – vor Ort konnte ich dann also mal hinter die Kulissen einer solchen Filmproduktion schauen. Eine ungefähre Vorstellung, wie viel Arbeit in so einem kurzen Film steckt, hatte ich zwar, das hat sich allerdings als noch weit unterschätzt herausgestellt. 

Am 26.10. kam dann die Filmemacherin Isabel Hernandez vom IKS (Institut für Kunstdokumentation), um in der Ausstellung für das Format „99 Seconds” zu drehen. Dabei haben wir ihr dann erst einmal eine Kompaktführung gegeben, um ihr einen Einblick in die FÄDEN zu vermitteln. Nachdem Isabel Hernandez etwas über die unterschiedlichen Mythen von Ariadne und Theseus, den drei Moiren und den Wettstreit zwischen Arachne und Athene erfahren hatte, kam auch schon die Direktorin Dr. Corinna Otto auf die Ausstellungsfläche, um vor der Kamera in die Ausstellung einzuführen. Es folgten Aufnahmen mit der Kuratorin Dr. Maria Spitz, die sich auf die drei Teilbereiche der Ausstellung und die entsprechenden Mythen dahinter fokussierte, sowie exemplarisch die Werke „Spider” von Louise Bourgeois, „Drei Parzen” von Rosa Loy und „Labyrinth” von Jeongmoon Choi vorstellte. Im Folgenden filmte Isabel Hernandez die einzelnen Teile der Ausstellung und bat im Nachhinein sogar noch um eine kurze Erläuterung zu ARIADNE’S NAAIKUSSEN”, eine der beiden weiteren Ausstellungen. Also habe ich spontan mal meine ersten zwei kurzen Kompaktführungen gehalten. Nicht geplant, aber eigentlich ganz gut gelaufen.

Dennoch war ich ganz froh, als die Einladung zu einer Teamführung durch die Ausstellung kam und sich mir selbst noch einmal die Rolle der lauschenden Beobachterin bot. Gerade bei ARIADNE’S NAAIKUSSEN war es echt hilfreich, nochmal die genauen Funktionen der einzelnen Handarbeitsutensilien zu erfahren. Zudem ist es immer eine nette Abwechslung, sich mal etwas durch die Ausstellung zu bewegen, nachdem man den Vormittag an dem Laptop gesessen hat. An diesem Tag zum Beispiel war die Aufgabe, für die baldige Homepage der Collection neue, verkürzte Begleittexte auf Grundlage der Katalogtexte für ausgewählte Exponate zu erstellen. Dabei sollten die wichtigsten Informationen extrahiert und neu verpackt werden. Auf Deutsch und Englisch kein Problem, nur bei der niederländischen Übersetzung musste ich dann kapitulieren. War aber nicht schlimm, dafür gibt es definitiv bessere Expert*innen. 


Tentoonstellingsaanzicht ARIADNE'S NAAIKUSSEN | © Draiflessen Collection, Foto/photo: Henning Rogge

RÄUME HAUTNAH und Guide-Debüt

Kurze Zeit später habe ich dann erste Rückmeldungen zu meinen Textarbeiten bekommen, wie ein Pressetext genau auszusehen hat, wo schon ganz gute Ansätze waren und welche Verbesserungen noch getätigt werden konnten. Vor allem ist mir klar geworden, dass sich Aufsätze für die Uni und Ausstellungstexte für die Presse dann doch nochmal in vielfacher Hinsicht voneinander unterscheiden. 

Während ich mich dann in unserem Kommunikationsteam mit zukünftigen Aufgaben wie dem Eintragen von Veranstaltungen wie Workshops und speziellen Aktionen unseres Museums in digitale Veranstaltungskalender beschäftigte, standen zeitgleich auch meine ersten „richtigen” Führungen für Gruppen – sogar auf Englisch – an. Deswegen hieß es dann in den verbleibenden freien Minuten, wie in der Schule: Vokabeln lernen. Allerdings habe ich mir viel zu viele Gedanken und Sorgen gemacht; beide Führungen liefen super und alle Teilnehmer*innen waren total nett und verständnisvoll. Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten: Bald stehen nämlich die Schulklassen an. 


Tentoonstellingsaanzicht ARIADNE'S NAAIKUSSEN | © Draiflessen Collection, Foto/photo: Henning Rogge

Advent, Advent ...

Mit besinnlicher Zeit war es nicht so üppig bestellt während der Adventszeit. Zeitgleich mit den Planungen für die Rückgabe von Leihgaben, der Fertigstellung des Jahresprogramms und der Planung der neuen Ausstellungen im nächsten Jahr, habe ich mich in erster Linie näher in die Arbeit als Guide eingearbeitet und beispielsweise spontan am Nikolaustag bei meinem ersten Workshop mitgeholfen. Obwohl an dem Tag nicht so viele Teilnehmer*innen dort waren, haben wir nach einer anfänglichen Führung durch die Ausstellung STORYTELLING im Studiensaal abends selbst aktiv gedruckt und unterschiedliche Karten gestaltet, also sozusagen die Kunst mit Haushaltsutensilien nachempfunden. Der nächste Workshop soll allerdings jetzt schon viele Anmeldungen haben; ich bin mal gespannt, wie sich dieser entwickelt.

Als „letzte” Aktion während meiner offiziellen Praktikumszeit bin ich mittlerweile echt froh, dass ich im Anschluss daran ja trotzdem halbwegs weiter vor Ort sein kann, und ab und zu die Draiflessen Collection als Mitarbeitende besuchen darf. In dem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, ist es Sonntag, der 10.12.. Morgen startet also meine letzte Woche, in der ich mich aktiv als Praktikantin beteiligen kann. Ich habe mittlerweile Einblicke in sehr viele Bereiche erhalten dürfen, von kuratorischer Arbeit über Presse und Kommunikation mit anderen Institutionen und Künstler*innen bis zur Vermittlung unserer Ausstellungen an sowohl kulturell bewanderte als auch einfach neugierige Besucher*innen. Vielfach hatte ich keine genaue Vorstellung davon, wie das ganze Ausmaß rund um die Erstellung einer Ausstellung aussieht und welche Kleinheiten alle bedacht werden müssen. Gerade Aspekte wie die Dauer der Drucke von den Katalogen und die passende Farbabnahme hätte ich mir nie als so aufwendig vorgestellt.

Allein für diese vielen Eindrücke bin ich super dankbar und freue mich unglaublich, für diese kurze Zeit von etwas mehr als drei Monaten Teil des Collection-Teams gewesen sein zu dürfen.


Roxanne Elora Mettner studiert Kunst und Kommunikation im dritten Mastersemester an der Universität Osnabrück. Sie hat die Draiflessen Collection als Praktikantin in allen Bereichen unterstützt und wird auch in Zukunft weiterhin als Guide bei uns tätig sein.


Heike Weber, Glück, 2014 | © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto/photo: Henning Rogge

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