DIE KUNST DER WIEDERHOLUNG

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Pressetext


DIE KUNST DER WIEDERHOLUNG
08.05.–31.07.2022

Draiflessen Collection
Georgstraße 18 | 49497 Mettingen
info@draiflessen.com | www.draiflessen.com

Fragen wir nach Wert und Bedeutung eines Kunstwerks, spielen seine wissenschaftliche Erforschung, sein zeitlicher Kontext sowie seine öffentliche Anerkennung eine wesentliche Rolle – nicht zuletzt auch die nach der*dem Urheber*in des Werks. Was aber passiert, wenn Kunstwerke wiederholt werden? Wie sehen unsere Bewertungsmaßstäbe dann aus?

DIE KUNST DER WIEDERHOLUNG präsentiert eben solche Werke: Gipsabgüsse der Venus von Milo, von den 1811 auf der griechischen Insel Aegina entdeckten Skulpturenfragmente, den Aegineten, Ergänzungen des Gipsabgusses des Torsos vom Belvedere, des Weiteren Korkmodelle antiker Bauwerke sowie Gemäldekopien und Reproduktionsgrafiken nach Raffaels Sixtinischer Madonna. Mit diesen sechs Themenschwerpunkten stellt die Ausstellung ganz bewusst die Frage, wie eine Kopie, aber auch das zugrundeliegende Vorbild zu bewerten ist und regt dazu an, Kriterien wie Originalität, Herkunft und Autorschaft neu zu überdenken.

Wertschätzung der Gemäldekopie
Raffaels 1512/13 entstandenes Gemälde der Sixtinischen Madonna gehörte schon im 19. Jahrhundert zu einem der meist kopierten und reproduzierten Bilder. Ursprünglich als Auftragsarbeit für den Hochaltar der Kirche San Sisto im italienischen Piacenza geschaffen, wurde es im 18. Jahrhundert an den Dresdner Hof verkauft, während für die Kirche eine Kopie angefertigt wurde. Die Wertschätzung eines perfekt kopierten Gemäldes war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts groß und zeichnete auch der Könnerschaft des Kopisten aus. Spätestens mit dem bestimmenden Originalitätsanspruch der Moderne verlor das Kopieren, Wiederholen an Legitimität. Nichtsdestotrotz kamen zahlreiche Kopien eines Werks seiner Popularität im selben Maße zugute wie auch dessen Schöpfer*in selbst. Lässt sich also die Bedeutung eines Werks nicht gerade über vielfältige Ketten von Wiederholungen ausmachen?

Gipsabguss als „Zweitoriginal“
Neben Gemäldekopien und Reproduktionsgrafiken präsentiert die Ausstellung die beeindruckenden Gipsabgüsse der Aphrodite von Melos, der sogenannten Venus von Milo, der Aegineten und des Torso vom Belvedere – deren marmorne Vorbilder zu den berühmtesten antiken Skulpturen zählen. Das Wiederholen eines Motivs oder einer ganzen Figur in Gips blickt auf eine lange Tradition zurück, die bis weit in die Antike reicht. Abgüsse dienten der Vervollständigung privater und öffentlicher Sammlungen, als Studienobjekte und Inspiration in der künstlerischen Ausbildung. Ferner spielten sie eine wesentliche Rolle bei der Übertragung von Bildern von einem Ort zum anderen. Im 19. Jahrhundert erlebte das Herstellen von Gipsabgüssen eine Hochzeit. Aufgrund ihrer gleichmäßig weißen und ebenmäßigen Oberfläche wurden sie sogar zeitweise als „Zweitoriginal” höher geschätzt als die Vorbilder aus Marmor oder Bronze. Nicht zuletzt trugen auch sie als wichtige Ergänzungen der musealen Sammlungen zu einem umfassenderen Überblick über die Geschichte der Kunst bei.

Hauptleihgeber ist das Lindenau-Museum Altenburg. Dessen Sammlung wurde von Bernhard August von Lindenau (1779-1854) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegt. Sie zeichnete sich dadurch aus, dass unterschiedlichste Bildkünste – unabhängig davon, ob Original, Kopie, Abguss oder Modell – nebeneinanderstanden.  
Die Kunst der Wiederholung | © Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München, Gestaltung: Carmen Strzelecki, Köln

Download und Credits



Die Kunst der Wiederholung, Torso vom Belvedere ergänzt als sinnender Aias, © Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek, München, Gestaltung: Carmen Strzelecki, Köln

Aphrodite von Melos, sogenannte Venus von Milo, 2. Hälfte 19. Jh., Gipsabguss nach der antiken Marmorskulptur 150–125 vor Chr., erworben 1896, © Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Reinhard Seurig/Hans-Jürgen Genzel

Anton Hille, Die Sixtinische Madonna, 1913
Öl auf Leinwand, nach Raffael 1512/13, © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut

Torso vom Belvedere als sinnender Aias, 1990er-Jahre
Gipsabguss nach römischer Kopie 30 vor Chr.–14 nach Chr., nach hellenistischem Vorbild, © Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek, München, Foto: Renate Kühling

Die Kunst der Wiederholung

Aphrodite von Melos, sogenannte Venus von Milo, 2. Hälfte 19. Jh. Gipsabguss nach der antiken Marmorskulptur 150–125 vor Chr., erworben 1896

Torso vom Belvedere als sinnender Aias, 1990er-Jahre Gipsabguss nach römischer Kopie 30 vor Chr.–14 nach Chr., nach hellenistischem Vorbild

Die Sixtinische Madonna, 1913 Öl auf Leinwand, nach Raffael 1512/13

Die Kunst der Wiederholung, Ausstellungsansicht

Die Kunst der Wiederholung, Ausstellungsansicht

Die Kunst der Wiederholung, Ausstellungsansicht

Die Kunst der Wiederholung, Ausstellungsansicht

Die Kunst der Wiederholung, Ausstellungsansicht

Die Kunst der Wiederholung, Ausstellungsansicht