STUDIENSAAL | 13.04.2017 – 05.11.2017

1517. EIN VERMÄCHTNIS

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Was für ein Vermächtnis haben uns die Reformatoren, allen voran Martin Luther, die Symbolfigur der Reformation, hinterlassen? Welche Glaubensbotschaft bleibt bestehen – auch noch nach 500 Jahren? Denn obwohl 1517 als Beginn der Reformation gilt, so geht es um mehr als darum, „500 Jahre Thesenanschlag“ zu feiern. Es geht um mehr als die Spaltung der christlichen Welt in zwei konfessionelle Lager. In der ökumenischen Bewegung wird heute die Rolle Martin Luthers eher als Erneuerer des Glaubens denn als Spalter betont. 

Die von der katholischen Unternehmerfamilie Brenninkmeijer begründete Draiflessen Collection zählt auf den ersten Blick nicht zu den naheliegendsten Orten für die Beschäftigung mit dem Thema Reformation. Doch mit der Liberna Collection beherbergt Draiflessen seit 2013 eine exquisite Sammlung religiöser Druckwerke als Dauerleihgabe mit einem Schwerpunkt im Bereich Theologie und Reformation. Die Vielfalt der Sammlungsstücke spiegelt das tiefgreifende Interesse des Sammlers an den verschiedenen Facetten dieser religiösen Auseinandersetzung des 16. Jahrhunderts wider. Die Kabinettausstellung schöpft aus diesem reichen Fundus und folgt den Spuren Martin Luthers. Durch die Porträts der Cranach-Werkstatt und Luthers in hoher Auflage gedruckte Schriften erreicht der Reformator eine vorher nicht gekannte Öffentlichkeit und Wirkung. Beim Adel sucht und findet er Unterstützer, die ihn – nicht ganz uneigennützig – bei seiner riskanten Auseinandersetzung mit der römischen Kurie schützen. 

Neben Texten und Grafiken zu diesen Themenbereichen zeigt die Ausstellung Druckerzeugnisse des damals neuen Zeitgeistes – von der noch in lateinischer Sprache verfassten ersten gedruckten Bibel („Gutenberg-Bibel“) über den ersten deutschen Bibeldruck vor Luthers Neuübersetzung („Mentelin-Bibel“) bis hin zu Luthers „Letzter Hand“-Fassung („Lutherbibel“). Daneben dokumentieren weitere zeitgenössische Bücher die Auswirkungen auf das europäische Umland. 

Darüber hinaus möchte die Ausstellung einen Eindruck vermitteln, wie theologische Differenzen und Unverständnis zu einer Art „Flugblatt-Streitkultur“ führten, die eine epochale Zeitenwende nach sich zog. Sie lässt außerdem erkennen, dass das Bild des neuen Glaubens nicht nur rosig ist: So fördert die neue Denkweise Luthers Antisemitismus zutage. Auch der Bildersturm in Folge der Reformation muss aus heutiger Sicht als ein kultureller Super-GAU bezeichnet werden. Nicht zuletzt sind die Auswirkungen der Reformation nicht alle religiöser Art: Aus Luthers Übersetzung der Bibel ins Deutsche resultiert die Orthografie unserer heutigen hochdeutschen Sprache. 

Ausgehend vom eigenen Bestand wirft die Präsentation Schlaglichter auf die historischen Ereignisse und eine ihrer Hauptfiguren. Sie regt gleichzeitig dazu an, über die Folgen der Reformation für unser Leben bis heute nachzudenken. 

Ein pädagogisches Programm mit individuellen Führungen für Schulklassen ergänzt die Kabinettausstellung zu diesem historisch und kulturgeschichtlich bedeutenden Jahresereignis.


1517. Ein Vermächtnis | © Draiflessen Collection