CUNDA, KNÖS UND KNASPELHUTSCHE
Auf der Suche nach dem Unternehmenswortschatz

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Pressetext
CUNDA, KNÖS UND KNASPELHUTSCHE
Auf der Suche nach dem Unternehmenswortschatz
DAS Forum | 06.11.2024–04.05.2025

Auf der Suche nach dem Unternehmenswortschatz von C&A spürt die Ausstellung in DAS Forum anhand von Dokumenten, Objekten, Fotografien und Archivmaterialien aus überwiegend eigenen Sammlungsbeständen den identitätsstiftenden und praktischen Funktionen geheimsprachlicher Kommunikation nach. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Entwicklung und Bedeutung der Geheimsprache der Tüötten. Die Ausstellung offenbart, wie Sprachcodes zum Schutz von Geschäftsinformationen und zur Identitätsstiftung genutzt wurden.
 
Auf der Suche nach dem Unternehmenswortschatz
Im Jahr 2009 gründete die Unternehmerfamilie Brenninkmeijer in ihrer Heimat die Draiflessen Collection, in der auch das Unternehmens- und Familienarchiv verwahrt wird. Die Eigentümerfamilie von C&A steht in der Tradition der sogenannten Tüötten, die ab dem 17. Jahrhundert von Mettingen und den umliegenden Orten aus insbesondere mit westfälischem Leinen handelten und dabei Nordeuropa von den Niederlanden im Westen bis zum Baltikum im Osten bereisten. Diese Wanderhändler entwickelten eine nur ihnen verständliche Geheimsprache – das sogenannte Humpisch oder Bargunsch.  Der Name „Draiflessen“ ist aus Wörtern dieser Geheimsprache gebildet („drai“: drei, Dreifaltigkeit, drehen, Handel treiben, „flessen“: Flachs, Leinen, Heimat) und nimmt so Bezug auf die Herkunft der heute international aktiven Unternehmerfamilie.

Geheimsprache als Schutz
In der Hochphase der Tüötten im 18. Jahrhundert wurde die Geheimsprache vor allem zur Wahrung von Geschäftsgeheimnissen auf Reisen eingesetzt. Mit dem Rückgang des Wanderhandels und der Etablierung von stationären Ladengeschäften im 19. Jahrhundert verlor die Sprache ihren praktischen Nutzen und wurde immer seltener gesprochen. Doch die Geheimhaltung bestimmter Informationen im Geschäftsalltag blieb relevant – insbesondere von Umsatz- und Verkaufszahlen, die der Konkurrenz nicht bekannt werden sollten. Nicht nur bei C&A etablierte sich eine simple, auf einem Codewort basierende Verschlüsselungstechnik von Geschäftszahlen, in die nur langjährige und vertrauensvolle Mitarbeiter*innen eingeweiht war.
 
Geheimsprache als Ausdruck besonderer Identität
In Gruppen, gleich welcher Art, kann sich als Ausdruck einer besonderen Identität ein spezifischer Jargon ausprägen, dessen Bedeutung Außenstehenden verschlossen bleibt. So hat sich im Laufe der Zeit auch bei C&A ein eigenes Vokabular herausgebildet, dessen einzelne Begriffe jenseits des Unternehmens nicht ohne Weiteres verstanden wurden. 
 So verbergen sich zum Beispiel hinter dem Firmennamen C&A die Initialen der beiden Unternehmensgründer Clemens und August Brenninkmeijer – das weiß vielleicht nicht jede*r. Aber auch in anderen Firmenbezeichnungen aus dem Unternehmenskosmos von C&A können die Initialen der Gründer bei näherem Hinschauen wiedergefunden werden. Die Ausstellung lädt dazu ein, dies und andere „Geheimnisse“ zu entdecken.
Absenderfreistempel der Cunda Kleiderfabrik Brenninkmeyer K.G., 19.03.1959 | © Draiflessen Collection, Mettingen

CUNDA, KNÖS UND KNASPELHUTSCHE

Absenderfreistempel der Cunda Kleiderfabrik Brenninkmeyer K.G., 19.03.1959

Eugen Teeken, Bleiglasfenster aus dem Gewölbe des Hauses Telsemeyer, Mettingen (Ausschnitt), um 1962

Früheste schriftliche Erwähnung verschlüsselter Geschäftszahlen nach dem Codewort „Alberdingk“ in einem Brief von Hermann August Brenninkmeijer an Bernhard Joseph Brenninkmeijer, 1905

Anzeige C&A, 04.10.1917

Vokabelkarten von Fritz Hettlage zur Geheimsprache der Tüötten