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RÄUME HAUTNAH

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Mary Mattingly
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Mary Mattingly

Wie werden wir in der Zukunft leben? Diese Frage stelle ich mir, wenn ich die Arbeiten von Mary Mattingly, der US-amerikanischen Künstlerin, betrachte. Als Umweltaktivistin und Künstlerin entwickelte sie die Vision eines am Körper tragbaren Hauses, das gleichzeitig Mantel oder Anzug ist. Zwischen 2004 und 2009 entwarf und realisierte sie verschiedene Modelle, die sie fotografisch festhielt.

Für die Ausstellung hat uns die Künstlerin erlaubt, fünf ihrer Fotografien zu reproduzieren – so konnten wir auf den aufwändigen Transport aus den USA verzichten. Sie zeigen Mattinglys mobile Behausungen quasi in Aktion – zum Teil von ihr selbst getragen. Spannend finde ich, dass die Künstlerin ihre Hauskreationen jeweils in eine dystopisch anmutende Landschaft einbettet, die nur wenige Spuren menschlicher Zivilisation aufweist. Als gäbe es diese Zivilisation gar nicht mehr, weil sie der Klimakatastrophe zum Opfer gefallen ist.

Dafür sind Mattinglys Haus-Anzüge hoch entwickelt. Sie lassen sich im Wasser aufblasen und verwandeln sich in ein Boot. Sie können sich auch in ein Zelt transformieren. In Interviews beschreibt die Künstlerin, mit welchen Technologien sie ihre tragbaren Häuser ausgestattet hat: Wärmespeicher, Solarzellen, GPS-Mikrogeräte, Kommunikationsgeräte, Internet. Die Haus-Anzüge sind außerdem wasserdicht und UV-beständig und haben sogar eine Hängematte.

Mit ihren intelligenten Haus-Kleidern knüpft Mattingly an frühere Ideen der Raum-Anzüge aus den 1960er Jahren an, allerdings vor dem Hintergrund aktueller ökologischer Herausforderungen. Ihr Vorschlag tragbarer Behausungen, die sich flexibel dem menschlichen Körper und der Landschaft anpassen, wirft die Frage auf, ob ein Leben ohne feste Architektur möglich ist. Interessant im Kontext der Ausstellung ist auch die Verschmelzung von Kleidung und Behausung als „dritte Haut“ des Menschen, die bei Mattingly besonders deutlich wird.