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Shannon Bool
Die in Berlin lebende kanadische Künstlerin Shannon Bool beschäftigt sich seit Langem mit der Technik des Webens und ist von ihr fasziniert.
Die Eigenschaft der Tapisserie, mehrere Ebenen so miteinander zu verweben, dass am Ende eine Geschichte entsteht, setzt Shannon Bool in den für die Ausstellung ausgewählten Werken raffiniert ein. Betrachten Sie zunächst die beiden großformatigen Tapisserien an. Können Sie im Hintergrund jeweils einen Bauplan erkennen? Es sind Entwürfe des französisch-schweizerischen Architekten Le Corbusier, dessen Werk Shannon Bool schätzt, mit dem sie sich aber auch kritisch auseinandersetzt.
Sie zeigen Luxuswohnungen, die Le Corbusier in den 1930er Jahren für die damals unter französischer Kolonialherrschaft stehende Stadt Algier entwarf. Die Wohnungen waren für die europäische Mittelschicht gedacht. Damals erarbeitete Le Corbusier unaufgefordert Pläne für die Modernisierung und Umgestaltung der Stadt. Dieses Projekt nannte er Obus, was auf Französisch Granate oder Bombe bedeutet.
Die amorphen farbigen Figuren, die über den Bauplänen schweben, sind weibliche Körper. Auch sie gehen auf Le Corbusier zurück. Es ist überliefert – und Le Corbusiers Skizzenbücher bezeugen es – , dass der Architekt während seiner Zeit in Algier Bordelle besuchte und erotische Zeichnungen anfertigte. Shannon Bool hat Le Corbusiers Frauendarstellungen über seine Baupläne gelegt, sie vergrößert und mit den Mustern nordafrikanischer Teppiche gefüllt. Bools weibliche Körper überlagern und dominieren mit ihren voluminösen Formen Le Corbusiers Entwürfe.
In der Serie Bombshell, von der wir fünf Arbeiten in der Ausstellung zeigen, überlagert Shannon Bool alte Schwarz-Weiß-Postkarten nackter nordafrikanischer Frauen wiederum mit einzelnen Details aus Le Corbusiers Entwürfen und auch aus seinem Modell für den Plan Obus. Nur dass diesmal die Architektur mit den Körpern verschmilzt, wie ihre Fortsetzung wirkt oder sich gewaltsam in den weiblichen Körper hineinschiebt. Solche Postkarten, wie Bool sie hier verwendet, waren seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Europa sehr beliebt – sie bedienten die Fantasien der Kolonialherren.
Die Eigenschaft der Tapisserie, mehrere Ebenen so miteinander zu verweben, dass am Ende eine Geschichte entsteht, setzt Shannon Bool in den für die Ausstellung ausgewählten Werken raffiniert ein. Betrachten Sie zunächst die beiden großformatigen Tapisserien an. Können Sie im Hintergrund jeweils einen Bauplan erkennen? Es sind Entwürfe des französisch-schweizerischen Architekten Le Corbusier, dessen Werk Shannon Bool schätzt, mit dem sie sich aber auch kritisch auseinandersetzt.
Sie zeigen Luxuswohnungen, die Le Corbusier in den 1930er Jahren für die damals unter französischer Kolonialherrschaft stehende Stadt Algier entwarf. Die Wohnungen waren für die europäische Mittelschicht gedacht. Damals erarbeitete Le Corbusier unaufgefordert Pläne für die Modernisierung und Umgestaltung der Stadt. Dieses Projekt nannte er Obus, was auf Französisch Granate oder Bombe bedeutet.
Die amorphen farbigen Figuren, die über den Bauplänen schweben, sind weibliche Körper. Auch sie gehen auf Le Corbusier zurück. Es ist überliefert – und Le Corbusiers Skizzenbücher bezeugen es – , dass der Architekt während seiner Zeit in Algier Bordelle besuchte und erotische Zeichnungen anfertigte. Shannon Bool hat Le Corbusiers Frauendarstellungen über seine Baupläne gelegt, sie vergrößert und mit den Mustern nordafrikanischer Teppiche gefüllt. Bools weibliche Körper überlagern und dominieren mit ihren voluminösen Formen Le Corbusiers Entwürfe.
In der Serie Bombshell, von der wir fünf Arbeiten in der Ausstellung zeigen, überlagert Shannon Bool alte Schwarz-Weiß-Postkarten nackter nordafrikanischer Frauen wiederum mit einzelnen Details aus Le Corbusiers Entwürfen und auch aus seinem Modell für den Plan Obus. Nur dass diesmal die Architektur mit den Körpern verschmilzt, wie ihre Fortsetzung wirkt oder sich gewaltsam in den weiblichen Körper hineinschiebt. Solche Postkarten, wie Bool sie hier verwendet, waren seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Europa sehr beliebt – sie bedienten die Fantasien der Kolonialherren.