02.06.2024

ARIADNE'S NAAIKUSSEN – Fragen und Anregungen von Besucher*innen in der Ausstellung

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Die Sammlung und ihre Erstpräsentation

Die über 2.000 Objekte umfassende Sammlung Ariadne’s Naaikussen wurde in einem Zeitraum von mehr als 40 Jahren von Clementine Kuttschrütter, geb. Brenninkmeijer zusammengetragen. Seit 2018 befindet sie sich im Besitz der Draiflessen Collection. Vom 15. Oktober 2023 bis zum 28. April 2024 fand die erste Präsentation dieser herausragenden Sammlung in DAS Forum der Draiflessen Collection statt. Neben der Würdigung der Sammlerin, die 2023 90 Jahre alt geworden wäre, verfolgte die Erstpräsentation insbesondere zwei Ziele: Einerseits fokussierte sie auf solche Utensilien wie „Dritte Hände“ oder „Durchziehnadeln mit Ohrlöffel“, deren Funktion heute vielfach vergessen ist. Hier stand also der praktische Aspekt der kunstvoll gestalteten Dinge im Vordergrund. Andererseits bot eine Vitrine mit mehr als zweihundert Näh- und Handarbeitsutensilien einen Einblick in die breite Materialvielfalt und große Handwerkskunst, die diesen Kleinoden innewohnt.
Ausstellungsansicht ARIADNE'S NAAIKUSSEN | © Draiflessen Collection, Foto: Henning Rogge

Fragen und Forschung

Neben diesen Aspekten stellte die Erstpräsentation eines Teils der Sammlung den Auftakt für die wissenschaftliche Erforschung dieser Sammlung dar. Wir freuen uns, dass zahlreiche Besucher*innen unserer Einladung gefolgt sind, ihre Fragen, Ideen, Anregungen und Ergänzungen mit uns zu teilen. Im Folgenden werden diese zusammengefasst und, so gut es möglich ist, beantwortet.
Ariadne's Naaikussen | © Draiflessen Collection, Foto/photo: Henning Rogge

Zum Alter und zur Herkunft der Dinge

Es gab ganz konkrete Fragen nach dem ältesten Fingerhut und überhaupt dem ältesten Stück der Sammlung. Diese können – da der größte Teil der Exponate noch erforscht werden muss – aktuell nicht beantwortet werden. Wir wissen jedoch, dass es sich bei einigen Utensilien um Bodenfunde handelt. Damit kann es sein, dass das eine oder andere Teil weit vor unserer Zeitrechnung entstanden ist. Auch die genaue Herkunft der einzelnen Objekte lässt sich noch nicht konkret bestimmen. Bislang lässt sich mit Sicherheit nur sagen, dass das Gros in Europa gefertigt wurde. 
Fingerhüte | © Draiflessen Collection, Foto: Henning Rogge

Zum Materialwert der Dinge

Eine weitere konkrete Frage, die ein breites Feld öffnet, ist die nach den Materialien, die als besonders wertvoll angesehen werden. Recht einfach zu beantworten ist sie bei Utensilien aus Gold, Silber oder Halbedelsteinen, die damals wie heute einen großen Materialwert besitzen. Dann gibt es beispielsweise solche aus Stahl oder Porzellan, Materialien, die bestimmte Techniken und geheime Rezepturen voraussetzten. Sie waren in den Anfängen ganz besonders wertvoll, während sie für uns heute von vergleichsweise geringem Materialwert sind. Für andere kostbare Materialien wie Elfenbein oder Schildpatt, die oft unter grausamen Bedingungen aus Kolonien herausgeholt wurden und laut Artenschutzabkommen heute gar nicht mehr gehandelt werden dürfen, gilt es, genau diese Hintergründe zu erforschen und zu thematisieren.
Tamburiernadel | © Draiflessen Collection, Foto: Henning Rogge

Zur Kontextualisierung der Dinge

Andere formulieren den Wunsch nach einer Kontextualisierung der Objekte und öffnen damit interdisziplinäre Forschungsfragen, von denen wir uns wünschen, dass etliche der Objekte aus der Sammlung „Ariadne’s Naaikussen“ in den nächsten Jahren Eingang in wissenschaftliche Arbeiten finden. So gibt es konkret Fragen nach der Rolle von Frauen, Männern und Kindern in Schneiderei, Näherei und Handarbeit. Andere thematisieren eine Gegenüberstellung der Utensilien der Ariadne-Sammlung, die vornehmlich aus dem Adel und dem gehobenen Bürgertum stammen, mit den Utensilien aus Kontexten, in denen die Menschen, allen voran Frauen, solche Geräte weniger zum Zeitvertreib denn vielmehr als mühevolle Notwendigkeit nutzten, beispielsweise um Kleidung für Kinder herzustellen oder das karge Einkommen aufzubessern.

Zur Präsentation der Dinge

Formuliert wird der Wunsch neben den Näh- und Handarbeitsutensilien deren Anwendung anschaulich vorgeführt zu bekommen. Den Start hierfür bot die zweite Kooperation der Draiflessen Collection mit dem Studiengang Textiles Gestalten der Universität Osnabrück. Mit Start am 4. Januar 2024 wurde die Occhi-Technik in Exponaten, Tutorials und Workshops erfahrbar gemacht. 
Ariadne's Naaikussen | © Draiflessen Collection, Foto/photo: Henning Rogge

Dank und Ausblick

Insgesamt zeigt sich, dass diese Fragen einen breiten Fächer für die vielen spannenden Aspekte öffnen, die mit ARIADNE'S NAAIKUSSEN verwoben werden können. Wir danken allen, die sich in der Ausstellung dazu geäußert haben und freuen uns nun auf die Erforschung der Sammlung, aus der wir in unregelmäßigen Abständen immer wieder Ergebnisse präsentieren werden.


Den Blog-Beitrag hat unsere Kollegin Dr. Maria Spitz geschrieben, Kuratorin der Ausstellung ARIADNE'S NAAKUSSEN.

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