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Heidi Bucher
Das Werk der Schweizer Künstlerin Heidi Bucher hat mich in meinen Überlegungen zur Ausstellung nachhaltig beeinflusst. In Buchers Verständnis ist der Raum etwas Lebendiges, das mit seinen Bewohnerinnen und Bewohnern in Wechselwirkung steht und dadurch gewissermaßen eine eigene Identität erlangt. Diese Sicht auf den Raum war der entscheidende Impuls für die Ausstellungsidee und den Titel.
Heidi Bucher entwickelte ein Verfahren, mit dem sie Räume häuten konnte. Sie hat den Räumen sozusagen die Haut abgezogen – eine Vorstellung, die ich zutiefst beeindruckend finde. Die Künstlerin tat dies zunächst in den Häusern, die eng mit ihrer Biografie verbunden waren.
In der Ausstellung zeigen wir drei große Bodenhäute. Sie stammen aus dem Haus von Heidi Buchers Großeltern väterlicherseits, dem Ahnenhaus, wie die Künstlerin es nannte. In der Reihe der Schwarz-Weiß-Fotografien auf der großen Wand sehen Sie das Ahnenhaus von außen. Im Film können Sie Heidi Bucher durch das Haus folgen und beobachten, wie sie sich als erwachsene Frau und Künstlerin den vertrauten Räumen nähert. Ich empfehle Ihnen sehr, sich die Zeit zu nehmen und den Film anzuschauen. Sie werden merken – das Haus atmet Geschichte.
Zwischen 1980 und 1982 unternahm Heidi Bucher mehrere Häutungen des Ahnenhauses: Sie schuf Bodenhäute, sie häutete aber auch ganze Räume. Dafür bedeckte sie alles, wirklich jedes Raumdetail, außer der Decken, mit Stoff, den sie mit Fischleim fixierte. Darauf verteilte sie den flüssigen Latex und ließ ihn trocknen. Dann zog sie diese Schicht aus Fischleim, Textil und Latex mit eigener Körperkraft – eben wie eine Haut – von den Oberflächen ab. Im Latex blieben Reste von Holz, Putz aber auch Spuren der früheren Nutzung zurück. So wurden diese Häute zu Trägern von Geschichten über die Menschen, die einst im Ahnenhaus lebten.
Den Boden verstand Bucher als Metapher für Herkunft. Sie erkennen, dass die drei Häute in der Ausstellung unterschiedliche Beschaffenheiten zeigen: Steinboden, Holzdielen, Parkett. Ich finde, dass dadurch die Wertigkeit, die Hierarchisierung der Räume spürbar wird. Bucher selbst assoziierte die starren Raumstrukturen mit den gesellschaftlichen Zwängen, die sie als Kind und junge Frau in den Häusern ihrer Großeltern und auch ihrer Eltern erlebte. Durch das Häuten der Räume befreite sie sich von diesen Zwängen, streifte ihre Prägungen ab – wie die Schlange ihre Haut. Gleichzeitig verwandelte sie die Räume in eine bewegliche und leichte Materie. Aus meiner Sicht hat sie den Raum damit bezwungen.
Heidi Bucher entwickelte ein Verfahren, mit dem sie Räume häuten konnte. Sie hat den Räumen sozusagen die Haut abgezogen – eine Vorstellung, die ich zutiefst beeindruckend finde. Die Künstlerin tat dies zunächst in den Häusern, die eng mit ihrer Biografie verbunden waren.
In der Ausstellung zeigen wir drei große Bodenhäute. Sie stammen aus dem Haus von Heidi Buchers Großeltern väterlicherseits, dem Ahnenhaus, wie die Künstlerin es nannte. In der Reihe der Schwarz-Weiß-Fotografien auf der großen Wand sehen Sie das Ahnenhaus von außen. Im Film können Sie Heidi Bucher durch das Haus folgen und beobachten, wie sie sich als erwachsene Frau und Künstlerin den vertrauten Räumen nähert. Ich empfehle Ihnen sehr, sich die Zeit zu nehmen und den Film anzuschauen. Sie werden merken – das Haus atmet Geschichte.
Zwischen 1980 und 1982 unternahm Heidi Bucher mehrere Häutungen des Ahnenhauses: Sie schuf Bodenhäute, sie häutete aber auch ganze Räume. Dafür bedeckte sie alles, wirklich jedes Raumdetail, außer der Decken, mit Stoff, den sie mit Fischleim fixierte. Darauf verteilte sie den flüssigen Latex und ließ ihn trocknen. Dann zog sie diese Schicht aus Fischleim, Textil und Latex mit eigener Körperkraft – eben wie eine Haut – von den Oberflächen ab. Im Latex blieben Reste von Holz, Putz aber auch Spuren der früheren Nutzung zurück. So wurden diese Häute zu Trägern von Geschichten über die Menschen, die einst im Ahnenhaus lebten.
Den Boden verstand Bucher als Metapher für Herkunft. Sie erkennen, dass die drei Häute in der Ausstellung unterschiedliche Beschaffenheiten zeigen: Steinboden, Holzdielen, Parkett. Ich finde, dass dadurch die Wertigkeit, die Hierarchisierung der Räume spürbar wird. Bucher selbst assoziierte die starren Raumstrukturen mit den gesellschaftlichen Zwängen, die sie als Kind und junge Frau in den Häusern ihrer Großeltern und auch ihrer Eltern erlebte. Durch das Häuten der Räume befreite sie sich von diesen Zwängen, streifte ihre Prägungen ab – wie die Schlange ihre Haut. Gleichzeitig verwandelte sie die Räume in eine bewegliche und leichte Materie. Aus meiner Sicht hat sie den Raum damit bezwungen.