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RÄUME HAUTNAH

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Francesca Woodman
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Francesca Woodman

Die US-amerikanische Künstlerin Francesca Woodman ist für ihre kleinformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien bekannt. Acht davon konnten wir als Leihgaben gewinnen. Sie zeigen eine junge Frau in eigenwilligen Interaktionen mit verwahrlosten Räumen. Sie tastet sie ab oder scheint förmlich in die Wand zu kriechen. In den meisten Aufnahmen ist es die Künstlerin selbst, die diese eigentümliche Verschmelzung mit dem Raum sucht. Dabei verwendet sie Requisiten wie Tapeten, Tierfelle oder Stoffe. Alles Elemente, die uns an Haut oder Hülle erinnern.

Eine Fotografie finde ich besonders spannend, weil sie das Thema der Spur im Raum aufgreift und so eine Verbindung zu den Arbeiten von Heidi Bucher und Do Ho Suh herstellt: Woodman inszeniert darin einen Abdruck ihres Körpers auf dem mit weißem Puder bestäubten Boden. Schauen Sie, den Abdruck ihres Körpers hat sie prominent in der Bildmitte platziert. Diese Aufnahme ist das Ergebnis einer Aktion. In dieser legte sich die Künstlerin auf den Boden und ließ sich und den Boden um sich herum mit weißem Puder bestäuben. Nach dem Aufstehen hinterließ sie diesen Abdruck. Ich finde, in der Fotografie bezeugt er die Präsenz und gleichzeitige Abwesenheit der Künstlerin im Raum. In Woodmans Körperabdruck selbst sind Tritte nackter Füße zu sehen. Können Sie diese erkennen? Sie entfernen sich von der Silhouette der Künstlerin, die selbst schwarze Schuhe trägt. Wir haben es hier mit einer rätselhaften Überlagerung von Spuren zu tun.

Mich fasziniert Woodmans Umgang mit dem Raum. Er ist sinnlich, fast erotisch. Dabei lassen sich ihre Fotografien nicht eindeutig interpretieren. Sie sind so voller Details und geheimnisvoller Hinweise. Ich finde, Woodmans Aussage lässt sich leichter fühlen als in Worte fassen. Es ist das Gefühl einer starken Verbundenheit mit der eigenen räumlichen Umgebung, das uns ihre Bilder vermitteln. Dabei setzt Woodman fotografischen Realismus und inszenatorischen Moment in ein spannendes Verhältnis. Das vermeintliche Versprechen des Mediums Fotografie, die Welt objektiv abbilden zu können, nutzt die Künstlerin geschickt, um dem subjektiv Empfundenen ein Bild zu geben.