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SPRACHE/TEXT/BILD

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John Baldessari
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John Baldessari

Peter Wohlleben veröffentlichte 2015 ein Buch über das geheime Leben der Bäume, in dem er aufzeigt, wie Bäume miteinander kommunizieren. Spätestens seitdem ahnen wir, dass Pflanzen vielleicht eine eigene Sprache haben und es mehr Kommunikationsformen auf der Welt gibt als nur die menschlichen. Bereits 1972 befasste sich der amerikanische Konzeptkünstler John Baldessari mit diesem Thema, indem er den Versuch unternahm, einer kleinen Bananenstaude das lateinische Alphabet beizubringen. In seiner Videoarbeit Teaching a Plant the Alphabet sehen wir, wie er der Topfpflanze nacheinander Lernkarten mit Buchstaben in Groß- und Kleinschreibung hinhält und diese laut und mehrfach wiederholend aufsagt. Das erinnert an die damals übliche Art, wie Grundschulkindern das lateinische Alphabet beigebracht wurde. Wir beobachten also eine Lehr-, aber auch Lernsituation.
 
Für Baldessari war das Unterrichten ein wichtiger Teil seiner künstlerischen Praxis. Er stellte gerne Fragen, um bestehende Ansichten zu hinterfragen und neue Perspektiven zu eröffnen. So stellte er auch die Frage: „Kann man einer Pflanze das Alphabet beibringen?“
 
Der monotone Versuch, eine Pflanze zu unterrichten, regt uns zum Schmunzeln an und wirkt gleichzeitig etwas absurd. Kann dieses Vorhaben des Künstlers überhaupt gelingen oder ist es von vornherein zum Scheitern verurteilt? Wir beginnen darüber nachzudenken, wie künstlich und willkürlich ein Alphabet ist – es besteht aus einer Anordnung von Zeichen, die nichts mit den Lauten zu tun haben, die sie darstellen. Wir erkennen, dass Sprache nur eine von vielen möglichen Formen der Kommunikation ist.