12.06.2018

Volontariat? Was ist das?

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Was heißt das eigentlich: Volontariat im Museum? Wer macht das und was lernt man überhaupt dabei? Laura Oymanns, zunächst für ein Jahr Praktikantin, dann wissenschaftliche Volontärin an der Draiflessen Collection, hat ihre Tätigkeit aus ihrer Sicht geschildert und von ihren Erfahrungen berichtet.

Im Prinzip ist das Volontariat eine Form der Ausbildung im Museum, die in die tägliche und durchaus sehr vielschichtige Museumsarbeit einführt, den Volontär praktische Erfahrungen, möglichst in vielen Abteilungen, sammeln lässt und ihn so für das Berufsfeld Museum qualifizieren soll. Während die universitäre Ausbildung Inhalte sowie das wissenschaftliche Handwerkszeug vermittelt, ist das zumeist darauffolgende Volontariat die dazugehörige Praxis – auch die will erfahren und erlernt werden, wenn man plant, zukünftig im Museum zu arbeiten.
Voraussetzung in einem Kunstmuseum wie der Draiflessen Collection ist in der Regel ein kunst- oder kulturwissenschaftliches Studium, das möglichst mit dem Master abgeschlossen wurde. Da das aber nicht gesetzlich festgelegt ist, handhabt das jedes Museum unterschiedlich. Ebenso wenig starr festgelegt sind Form und Inhalte der Ausbildung. So gibt es große Museen mit vielen Abteilungen, die mehr als einen Volontär beschäftigen, die dann durchaus schwerpunktmäßig in einem bestimmten Bereich arbeiten. Grundsätzlich ist es sicher sinnvoll, innerhalb der zumeist zweijährigen Ausbildung möglichst viele Bereiche der Museumsarbeit kennengelernt zu haben, da diese sehr unterschiedlich sind, wenn auch eng miteinander verzahnt. Hilfreich für Museen, die einen Ausbildungsplan erstellen, ist da der aktuelle „Leitfaden für das wissenschaftliche Volontariat in Museen“, den der Deutsche 
Museumsbund herausgegeben hat.

Volontariat | © Draiflessen Collection

Schwerpunkte

Laura Oymanns arbeitet schwerpunktmäßig im Bereich Museumspädagogik und Vermittlung, was ebenso eine enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen Kuratoren einer Ausstellung beinhaltet, sollen doch deren Inhalte zielgruppenorientiert an die Besucher vermittelt, dafür Ideen und Konzepte entwickelt werden. Auch das Rahmenprogramm – Vorträge, Lesungen, Diskussionsabende, Workshops oder Exkursionen – gehört sowohl zum Bereich der Vermittlung als auch zu dem der Ausstellungen. Ziel ist immer, das Ausstellungsthema über die Präsentation hinaus vielfältig und bereichernd zu erweitern. Die Vermittlung arbeitet auch eng mit der Kommunikation zusammen – sollen doch die Besucher umfassend über das museale Programm informiert werden. Fast folgerichtig unterstützt Laura Oymanns also die Abteilung Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, hier insbesondere den Bereich Social Media. Ein wichtiges und langfristiges Projekt der Draiflessen Collection hat 2017 Fahrt auf genommen: Das inklusive Museum. Hier wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich diesem Thema seitdem intensiv widmet – Laura Oymanns gehört von Anfang an zum festen Team. Im Unterschied zu den zwei anderen Schwerpunkten ihrer Ausbildung, so berichtet sie, gab es hier gewissermaßen einen fachlichen Gleichstand aller zu Beginn. So war die Volontärin nicht (nur) diejenige, die von Wissen und Erfahrung der Kollegen profitiert: Alle vier waren „Neulinge“ auf dem Gebiet, jeder musste sich intensiv einarbeiten. Sie waren also Lernende, aber auch gleichermaßen Lehrende, wenn es darum ging – und immer noch geht –, das Gesamtteam für das Thema zu sensibilisieren.

Museumspädagogik Draiflessen Collection | © Draiflessen Collection

„Was hast du denn so alles gemacht?“ …

… ist generell eine interessante Frage, zeigt die Antwort darauf doch immer auch, wie facettenreich, flexibel und vielschichtig Museumsarbeit ist. Das, so Laura Oymanns, sei ihr in den fast drei Jahren in der Draiflessen Collection sehr deutlich geworden. Und das spiegelt sich auch in ihrer Antwort: Natürlich sei sie fest verankert im museumspädagogischen Team, war und ist hier involviert nicht „nur“ in die Frage, was wem auf welche Weise vermittelt werden kann. Museumspädagogik heißt neben dem unerlässlichen Fachwissen um diese Disziplin auch: Planung, Kalkulation, Zeitmanagement, Konzeption und nicht zuletzt Teamarbeit weit über die Abteilung hinaus. Kuratoren müssen ihre Projekte inhaltlich vorstellen, Themen für das Rahmenprogramm werden darauf aufbauend erdacht und nicht zuletzt abgestimmt mit dem, was insgesamt in der Stadt und der Region, in anderen Institutionen geplant ist. Guides, die Besucher durch die Ausstellungen führen sollen, müssen organisiert, betreut und eingearbeitet werden. Budgets müssen nicht nur erstellt werden – die folgenden Kosten zum Beispiel für museumspädagogisches Material, externe Referenten oder Werbematerialien, sollten auch in dem zuvor erstellten Rahmen bleiben, also fortlaufend kontrolliert werden. Veranstaltungen müssen geplant und mit dem Serviceteam abgestimmt werden … Das sind nur einige Facetten, und diese Aspekte gelten im Grunde ebenso für alle anderen Abteilungen.

Museumspädagogik | © Draiflessen Collection

„Es ist nie dasselbe …“

Gerade die Unterschiedlichkeit und die Vielfalt dieser für einen Studienabgänger zunächst vielleicht unerwarteten Tätigkeiten sind es aber auch, die Laura Oymanns ganz besonders reizen: „Es ist nie dasselbe“, außerdem vermeide man so einen „Tunnelblick“ in dem an allen Stellen ineinandergreifenden Gesamtgefüge Museum.


Hat etwas besonders Freude gemacht? Das beantwortet sie mit einem klaren „Ja!“: zum Beispiel die Arbeit an den Schülerbegleitheften, die vorherige Planungsphase, aber auch die grafische und technische Umsetzung bis zum fertigen Produkt.
Für die Abteilung Kommunikation fand sie insbesondere das Schreiben von Texten spannend – ob für eine Pressemitteilung oder als Beitrag für das Blog. Hier musste sich Laura Oymanns umstellen: Während die Universität auf wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben „drillt“, geht es im Museum um bedarfsgerechtes Schreiben, je nachdem, was und auch wem man etwas vermitteln möchte. Kinder erreicht man mit Sprache anders als den wissenschaftlich ausgebildeten Besucher oder gar Fachkollegen, dasselbe gilt für den interessierten „Laien“, der Lust auf Kunst hat, sich aber einen Einstieg in das neue Thema wünscht, also klar und verständlich formulierte Informationen.


Gefallen hat ihr auch, dass sie selbst Ideen einbringen konnte und sogar sollte, ihr aufmerksam zugehört wurde. Klar wurden längst nicht alle Ideen für sinnvoll befunden oder umgesetzt – das geht aber so ziemlich allen Kollegen so … Fortbildungen, Arbeitskreise und die regelmäßige Bundesvolontärstagung haben für ein gutes und hilfreiches Netzwerk auch in Zukunft gesorgt.


Natürlich war nicht alles großartig: Ein paar Illusionen wurden ihr geraubt – das über Jahre im Studium erworbene wissenschaftliche Arbeiten bildet je nach Abteilung nur einen geringen Anteil innerhalb des Museumsalltags. Und: Auch wenn Volontäre fundiert ausgebildet werden sollen, bleibt es nicht aus, dass auch langwierige und „fachfremde“ Tätigkeiten anstehen wie Inventur, Versand, Einpflege von Daten, Depots aufräumen … Auch habe sie nicht alles oder in dem von ihr gewünschten Umfang durchlaufen können.

Schülerbegleitmaterial | © Draiflessen Collection

Volontariat … und dann?

Wie für viele Volontäre stellt sich natürlich auch für Laura Oymanns die Frage, wie es nach dem Volontariat weitergeht. Ist sie nun zwar „ausgebildet“, kann dennoch nicht auf eine langjährige Berufspraxis zurückblicken – auch Museen suchen die „eierlegende Wollmilchsau“, die maximale jugendliche Frische und Innovation bei gleichzeitiger intensiver und langer Berufserfahrung mitbringen möge. Wie soll das gehen und das in einem Bereich, der generell wenige freie Stellen anbietet?

Würde sie also das Studium Kunstgeschichte, und vor allem den Berufsweg Museumsarbeit empfehlen? „Wenn du Lust auf Kunstgeschichte hast, dann mach das!“. Man solle das machen, was einem wirklich Spaß macht und, bezogen auf die Arbeit im Museum: „Die, die das wollen, kommen auch rein.“ Mit der nötigen Hartnäckigkeit, denn: „Die Arbeit mit Kunst ist toll!“


Laura Oymanns hat an der Universität Osnabrück Kunstgeschichte und Spanisch studiert, 2014 mit dem Master in Kunstgeschichte abgeschlossen. Seit 2015 gehört sie zum Team der Draiflessen Collection, hat als Praktikantin gestartet, um dann ein zweijähriges Volontariat mit Schwerpunkt Museumspädagogik zu absolvieren.

Comments

26.06.2018 - 08:40
Franzi Lager
ein sehr informativer Beitrag, vielen Dank!
26.06.2018 - 19:30
Team Draiflessen Collection
Liebe Franzi Lager - vielen Dank für die Rückmeldung, die uns sehr freut!
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