MuseumsExperten – die Erste!
Wie wäre es, in einer Ausstellung andere Museumsbesucher von der dort ausgestellten Kunst zu begeistern, sie zu informieren über Wichtiges und Interessantes, mit ihnen ins Gespräch zu kommen? Das nötige „Handwerkszeug“ und was man dafür als Hintergrundwissen braucht, haben unsere erfahrenen Guides Eva Dankenbring und Katja Pahlmann gemeinsam mit einer Gruppe von Kindern im Alter von neun bis zehn Jahren in einem Workshop erarbeitet. Die ersten „offiziellen“ MuseumsExpertinnen wurden in der Draiflessen Collection an einem Samstag Anfang Dezember ausgebildet. Schon am folgenden Sonntag führten Anna-Sophia, Antonia, Camille, Enna, Laetitia, Lotta und Viktoria eine große Gruppe Besucher in einer öffentlichen Führung durch die vergangene Ausstellung „grenzüberschreitend“.
„Die Aufregung war schon ansteckend“
Eva Dankenbring und Katja Pahlmann erinnern sich in einem Gespräch an dieses besondere Wochenende am 8. und 9. Dezember 2018:
Pahlmann: „Die Aufregung war schon ansteckend in den ersten Minuten vor der Führung am Sonntag. Wir wussten ja nicht, ob die Eltern, die als Besucher an der Führung teilnehmen wollten, sich darauf einlassen würden, mal eben in drei Minuten ihr persönliches Bild von der Welt auf die ausgeteilten Papierbögen zu zeichnen. Und dann noch ohne Einführung ins Thema. Denn genau so hatten wir geplant, die Führung zu beginnen“.
Dankenbring: „Ja. Und besonders schön war zu sehen, wie dann alle gemeinsam zuschauten, als die handgezeichneten Weltkarten entstanden. Ein wirklich gelungener Einstieg der sieben Museumsexpertinnen. So kamen die Besucher gleich mit dem ersten Kunstwerk, dem Weltkarten-Archiv von Benjamin Pollach, in Berührung und wurden sogar Teil seines Projektes.“
„Mucksmäuschenstill war es“
Pahlmann: „Die Kinder führten uns weiter von Kunstwerk zu Kunstwerk durch die Ausstellung. Mucksmäuschenstill war es, als die frisch gebackenen Expertinnen ihren ganz persönlichen Blick auf die Kunstwerke mit uns teilten. Sie hatten sich die Objekte selbst ausgesucht, die sie im Rahmen einer öffentlichen Führung vermitteln wollten. Ich glaube, das war wichtig. Die Werke hatten die Kinder angesprochen und in der Führung sprudelte es dann förmlich aus ihnen heraus ... mit ihren Worten und ihren Formulierungen.“
Dankenbring: „Selbst Nachfragen der Besucher wurden unbefangen beantwortet. Und die Kinder luden die Gäste zum Dialog ein. Großartig! Mir bleibt vor allem in Gedächtnis wie sie alle sieben, einander wahrnehmend und aufeinander achtend, vor den Kunstwerken standen. Und unsere jungen Guides waren dabei immer ihren Gästen zugewandt.“
Pahlmann: „Das haben die Kinder wirklich gut gemacht! Vor 25 zum größten Teil fremden Gästen durch eine Ausstellung zu führen, das ist sehr anspruchsvoll. Schließlich sind die Mädchen ja erst neun oder zehn Jahre alt!“
Dankenbring: „Gut, dass einige von ihnen das Museum schon von früheren Besuchen kannten. Aber auch die drei Mädchen, die das erste Mal in Draiflessen waren, hatten keine Scheu, frei vor den Besuchern zu sprechen. Trotz ein wenig Nervosität – aber diese Art positiver Anspannung kennen wir ja auch, wenn wir in einer neuen Ausstellung vor den Gästen stehen.“
Auch im nächsten Jahr MuseumsExperten?
Pahlmann: „Nun ist die MuseumsExperten-Führung schon einige Wochen her, und inzwischen haben einige der Mädchen ihr Wissen erneut weitergeben können: Als sie mit ihrer Schulklasse zu Besuch waren, haben sie weite Teile der Führung übernommen. Das fand ich großartig. Wie selbstbewusst sie das gemacht haben! Wirklich beeindruckend! Sag mal, was war eigentlich dein Favorit bei den Werken, die die Kinder vorgestellt haben?“
Dankenbring: „Die Weltkugel von Abaroa ganz am Ende der Führung. Die Kinder standen vor der Installation im gedämpften Licht und sagten in die Stille hinein: ‚Wir sollten auf unsere Welt gut aufpassen, denn wir haben keine zweite.‘ Mir lief ein Schauer über den Rücken, so bewegend empfand ich diesen Augenblick!“
Pahlmann: „Bei mir war es die Intensität des Moments bei der Vorstellung von Felix Nussbaums ‚Der Flüchtling‘: Das tiefe Verständnis der Kinder für das Verloren- und Ausgegrenztsein von Menschen, das hat mich sehr berührt.“
Dankenbring: „Und was meinst du: Werden wir im nächsten Jahr noch einmal MuseumsExperten ausbilden? Das wäre doch toll!“
Pahlmann: „Unbedingt – ich freue mich darauf!“
Eva Dankenbring und Katja Pahlmann, seit Jahren Guides in den Ausstellungen der Draiflessen Collection, haben gemeinsam das Konzept für das Format der „MuseumsExperten“ entwickelt und umgesetzt.
Wir danken für ihre großartige Arbeit und für diesen Blog-Beitrag!