26.03.2019

„... man fühlte sich wie ein Magier“

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Obwohl wir mittlerweile (voll und ganz) in einem neuen Ausstellungsjahr angekommen sind, richten wir den Blick noch mal zurück auf das Vergangene: Unsere Guides haben sich in gemeinsamer Runde zusammengefunden, um sich über die Erfahrungen mit der letzten Ausstellung auszutauschen und diese zu reflektieren. Dabei lag der Fokus wie immer auch darauf, wo Planung, Abläufe, Konzepte und Inhaltsvermittlung bereits gut funktionieren und: was sich in Zukunft noch weiter verbessern lässt.

Ausstellungsansicht „grenzüberschreitend“ | © Draiflessen Collection, Foto/photo: Anneke Dunkhase

Gemeinsame Grundlagen und individuelle Schwerpunkte

Vor dem Beginn einer Ausstellung erhalten die Guides so früh wie möglich die Texte des jeweiligen Katalogs, eine Liste der Künstler und natürlich auch der Kunstwerke, die ausgestellt werden. So können sie sich im Vorfeld umfassend auf das Ausstellungsthema vorbereiten und sich für die Fragen unserer Besucher rüsten. Zunächst aber erhalten die Führenden selbst eine Führung durch die Kuratoren, um Routen durch die jeweilige Ausstellung, deren Konzept und die Werke intensiv kennenzulernen. Die Grundlagen werden gemeinsam gelegt, um das Konzept der Ausstellung an die Besucher zu vermitteln, während gleichzeitig jeder Guide einen anderen individuellen Schwerpunkt legt. Der Austausch untereinander, auch später, im Verlauf der Ausstellungsdauer, kann immer mal dazu führen, dass sich die Rundgänge ändern und dabei neue Kunstwerke in den Fokus rücken.

Direkter Kontakt

Im Gespräch über das vergangene Jahr sind sich alle einig: Die Ausstellungen grenzüberschreitend und REISE.BILDER wurden von den Besuchern gut angenommen. Nach einem Rundgang durch grenzüberschreitend hat sogar einer unserer Gäste gefragt, ob es eine Fortsetzung der Ausstellung geben werde. Immer wieder blieben die Führungsteilnehmer nach Ende des Rundgangs noch länger in den Museumsräumen, um sich im Nachklang noch einmal selbst mit den Werken zu auseinanderzusetzen.
Die Reaktionen der Besucher auf die Kunstwerke erleben immer die Guides aus erster Hand, womit sie nicht nur ganz eindeutige Vermittler für die Führungsteilnehmer, sondern auch für uns sind. Wir erfahren, was an der Ausstellung besonders gefiel, welche Werke besonders beeindruckten und auch, welche Anekdoten den Guides besonders im Gedächtnis geblieben sind.

Ausstellungsansicht „grenzüberschreitend“ | © Draiflessen Collection, Foto/photo: Anneke Dunkhase

„Da ist der Wolf!“ oder: einen Kaiser heiraten

So hatte zum Beispiel Peter Paul Rubens‘ Allegorie auf Kaiser Karl V. eine generationenübergreifende Wirkung: Ein besonders junger Besucher erkannte den Dargestellten sofort und identifizierte ihn: „Da ist der Wolf!“. Das löste bei unserem Guide zunächst einmal Verwirrung aus, bis dann eine gewisse optische Verwandtschaft zum Torhüter der deutschen Handballnationalmannschaft Andreas Wolff deutlich wurde. Eine ältere Besucherin der Führung für Menschen mit Demenz machte wiederum klar, dass der Kaiser ein Mann wäre, den sie heiraten würde.

Entdeckergeist

Auch andere Ausstellungsobjekte weckten den Entdeckergeist der Besucher: Die Koordinaten von Clement Vallas Postcards from Google Earth wurden direkt über das eigene Smartphone gesucht und überprüft das Misstrauen gegenüber den „offensichtlich“ irgendwie verkehrt dargestellten Straßenansichten war mehr als deutlich. Dass den Karten oder den unterschiedlichen Darstellungen von Welt letztlich nicht zu trauen ist, war ja auch Thema der Ausstellung und zeigte hier schon Auswirkungen.
Die VR-Brille, die den Träger mit der Arbeit Let This Be A Warning des kenianischen Künstlerkollektivs The Nest Collective in eine virtuelle Welt versetzte, war zumeist für die jungen Besuchern ein Highlight der Ausstellung. Gerade diese Begeisterung der Kinder und Jugendlichen ist unseren Guides besonders im Gedächtnis geblieben: Ganz offensichtlich fühlten sich die Kinder in der Draiflessen Collection wohl, verhielten sich, als sei es „ihr Museum“. Aufgeregt zeigten sie ihren Eltern die Sonderausstellung, standen wie selbstverständlich vor „großer Kunst“ und sammelten eifrig Stempel für ihren Museumspass.

Museumspass

Nah dran an den Exponaten

Neben den Reaktionen der Besucher berichteten die Guides auch über ihre eigenen Erlebnisse und Highlights der Führungen. So war zum Beispiel die Enthüllung des Turbans in der Ausstellung REISE.BILDER immer wieder ein besonderer Moment – „man fühlte sich wie ein Magier“. Die Kabinettausstellung bestach mit seiner besonderen Atmosphäre bei Besuchern allen Alters. Denn einerseits konnte ganz nah an die Ausstellungsstücke herangetreten werden, andererseits wurde das Hauptexponat der Ausstellung – ein schriftlicher Reisebericht über das Osmanische Reich aus dem 16. Jahrhundert – durch begleitende Objekte illustriert. Mit diesen ergänzenden Exponaten, wie den Stoffen aus dem Krefelder Textilmuseum oder dem Turban aus Schloss Ambras, der tatsächlich aus der Zeit des Berichts stammt, verknüpften die Guides die schriftlichen Erfahrungen des Autors Nicolas de Nicolay anschaulich zu einem Erlebnis für die Besucher.

Verhüllter Turban | © Draiflessen Collection

Das umfangreiche Führungsangebot wurde in diesem Jahr auch vermehrt von Schulklassen in Anspruch genommen, sodass sich die Zahl der Schüler, die Draiflessen besuchten, verdoppelt hat. Diese Nachfrage und auch die Berichte unserer Guides zeigen, dass die öffentlichen Führungen ein wichtiger Teil unserer Ausstellungen sind. Darüber freuen wir uns sehr und sind gespannt auf die Eindrücke, welche die kommenden Ausstellungen bringen wer­­­den!

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