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Maria Bartuszová & Gabriel Kladek
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Maria Bartuszová & Gabriel Kladek

Wer bestimmt, wie wir etwas sehen, begreifen und wahrnehmen? Diese Fragen beschäftigten den Fotografen Gabriel Kladek, als er 1976 und 1983 mit der Bildhauerin Maria Bartuszová zwei Symposien an der Grundschule für Sehbeeinträchtigte und Blinde im damals noch tschechoslowakischen Levoča organisierte. Dabei konnten Kinder die Werke Bartuszovás erleben, sie ertasten, umarmen und festhalten.
 
Bartuszová fing bereits in den frühen 1960er Jahren an, neue Arten von Skulpturen zu entwickeln. Sie schuf Werke, die besonders leicht mit den Händen zu erfassen waren. Hierbei war es besonders wichtig, wie sich die Skulpturen anfühlten – glatt oder rau, kantig oder rund, mit einer klar definierbaren Oberfläche oder mit Löchern und Einbuchtungen. Inspiriert von Formen und Prozessen aus der Natur, gestaltete sie Objekte, die an extrem große Tropfen oder Körner erinnern. Ihre bevorzugten Materialien waren Bronze, Aluminium, Schellack und vor allem Gips, dessen Oberfläche sich besonders gut für gestalterische Formgebung eignete. Die Künstlerin beschäftigte sich mit der Veränderung von Formen, mit Gestaltbarkeit, Bewegung und Verfremdung. Sie lädt die Betrachter*innen dazu ein, ihre eigenen Vorstellungen zu hinterfragen und darüber nachzudenken: Was ist der Unterschied zwischen innen und außen oder fest und flüssig? Wo beginnt mein Körper und wie stabil sind meine Grenzen?
 
Gabriel Kladek dokumentierte diese Begegnungen der Kinder mit den Werken Maria Bartuszovás. Seine Fotos zeigen, wie die jungen Menschen ihre eigenen ästhetischen Erfahrungen machen, wie sie die Skulpturen abtasten, erforschen, auseinandernehmen und wieder zusammensetzen und dabei selbst kreativ werden.