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Myrlande Constant
Ein Teppich, der funkelt. Gold, Silber, Türkis. Pailletten, Perlen, Stickerei. Und mittendrin: eine Meerjungfrau mit Spiegel und Kamm. Was auf den ersten Blick wie eine Märchenfigur wirkt, ist in Wahrheit eine Göttin: Lasirène – Königin der Ozeane im haitianischen Voodoo. Myrlande Constant hat sie auf Stoff gebannt. Dazu nutzte sie die französische Tambour-Sticktechnik: Der Stoff wird von der Rückseite aus mit Perlen und Pailletten bestickt.
Constant stammt aus Port-au-Prince und kreiert dort drapos, liturgische Fahnen, die in Voodoo-Zeremonien eingesetzt werden. Doch Constant hat sich dieses Kunsthandwerk angeeignet, neu interpretiert, erweitert und macht etwas anderes daraus: Sie benutzt erstmals Glasperlen in den Fahnen, um ihre Bildtableaus herzustellen, die eine tiefe spirituelle Verbundenheit ausdrücken und Haitis koloniales Erbe widerspiegeln. Ihre Werke sind erzählerisch und politisch. Darüber hinaus hat sie dieses Handwerk, das lange Männern vorbehalten war, mit einer eigenen Werkstatt für alle Geschlechter zugänglich gemacht.
In Cérémonie Sirène steigt eine schwarze Meerjungfrau aus dem Ozean. Geflochtenes blondes Haar, goldener Schmuck, ein Blick, der alles durchdringt. Um sie herum sind Wasserwesen, Wellen, Ornamente – vielleicht das anba dlo, das Unterwasserreich, in dem die Seelen der durch die Kolonialherren Versklavten weiterleben, die bei ihrer Verschleppung per Schiff nach Amerika über Bord geworfen und ihrem Schicksal überlassen wurden.
In der zweiten Arbeit Lasirène erscheint dieselbe Göttin ganz anders: hellhäutig, fast europäisch, mit der haitianischen Flagge im Hintergrund. Sie trägt Schmuck, Spiegel und Kamm. Der Spiegel gilt als Tor zur Geisterwelt, der Kamm steht für Schönheit und Weiblichkeit. Auch das ist Teil der Geschichte. Denn Voodoo ist ein Geflecht aus afrikanischen, europäischen und karibischen Einflüssen. Und auch ein Widerstandssystem, das sich in Bildern, Liedern und Ritualen fortschreibt.
Und so sind Constants Teppiche keine Dekoration. Sie sind Teil eines kulturellen Gedächtnisses, ein Speicher für Schmerz, für Hoffnung, für Überleben. Sie zeigen, wie Spiritualität zur Sprache wird – und Stoff zu Zeugnis.
Bleiben Sie ruhig noch einen Moment stehen. Lassen Sie die Bilder auf sich wirken. Vielleicht hören Sie etwas. Vielleicht flüstert Lasirène Ihnen etwas zu.
Constant stammt aus Port-au-Prince und kreiert dort drapos, liturgische Fahnen, die in Voodoo-Zeremonien eingesetzt werden. Doch Constant hat sich dieses Kunsthandwerk angeeignet, neu interpretiert, erweitert und macht etwas anderes daraus: Sie benutzt erstmals Glasperlen in den Fahnen, um ihre Bildtableaus herzustellen, die eine tiefe spirituelle Verbundenheit ausdrücken und Haitis koloniales Erbe widerspiegeln. Ihre Werke sind erzählerisch und politisch. Darüber hinaus hat sie dieses Handwerk, das lange Männern vorbehalten war, mit einer eigenen Werkstatt für alle Geschlechter zugänglich gemacht.
In Cérémonie Sirène steigt eine schwarze Meerjungfrau aus dem Ozean. Geflochtenes blondes Haar, goldener Schmuck, ein Blick, der alles durchdringt. Um sie herum sind Wasserwesen, Wellen, Ornamente – vielleicht das anba dlo, das Unterwasserreich, in dem die Seelen der durch die Kolonialherren Versklavten weiterleben, die bei ihrer Verschleppung per Schiff nach Amerika über Bord geworfen und ihrem Schicksal überlassen wurden.
In der zweiten Arbeit Lasirène erscheint dieselbe Göttin ganz anders: hellhäutig, fast europäisch, mit der haitianischen Flagge im Hintergrund. Sie trägt Schmuck, Spiegel und Kamm. Der Spiegel gilt als Tor zur Geisterwelt, der Kamm steht für Schönheit und Weiblichkeit. Auch das ist Teil der Geschichte. Denn Voodoo ist ein Geflecht aus afrikanischen, europäischen und karibischen Einflüssen. Und auch ein Widerstandssystem, das sich in Bildern, Liedern und Ritualen fortschreibt.
Und so sind Constants Teppiche keine Dekoration. Sie sind Teil eines kulturellen Gedächtnisses, ein Speicher für Schmerz, für Hoffnung, für Überleben. Sie zeigen, wie Spiritualität zur Sprache wird – und Stoff zu Zeugnis.
Bleiben Sie ruhig noch einen Moment stehen. Lassen Sie die Bilder auf sich wirken. Vielleicht hören Sie etwas. Vielleicht flüstert Lasirène Ihnen etwas zu.