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MAGISCHE FRAUEN

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Paloma Proudfoot
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Paloma Proudfoot

Paloma Proudfoot arbeitet mit glasierten Keramiken, die sie aus Schablonen entwickelt – inspiriert von Schnittmustern aus der Mode. Oft kombiniert sie die gebrannten Elemente mit Metall oder Stoff und schafft so Reliefs irgendwo zwischen Bild und Objekt.

In den keramischen Reliefs, die sie in der Ausstellung Magische Frauen zeigt, beschäftigt sie sich mit der Geschichte weiblicher Pathologisierung – besonders mit dem medizinischen Umgang mit „Hysterie“ im 19. Jahrhundert. Ihre Werke greifen historische Szenen auf, verändern sie aber grundlegend.

In Unfinished Painting (II) berührt eine weibliche Hand mit einem Metallstab die Wange einer jungen Frau. Die Szene erinnert an Hypnosedarstellungen aus der Salpêtrière in Paris, einem berühmten Krankenhaus, in dem Patientinnen öffentlich hypnotisiert wurden. Doch hier ist die Hand nicht die eines Arztes, sondern die einer Verbündeten. Die Geste wirkt ruhig, fast fürsorglich.

Plume (II) zeigt Finger, aus denen Federn wachsen. Sie sind mit einem gezeichneten Nervensystem verbunden. Historisch wurden solche Federn genutzt, um Zittern sichtbar zu machen – und die Wirkung von Hypnose zu demonstrieren. Proudfoot verwandelt dieses Untersuchungsinstrument in ein surreal-poetisches Bild, das von Kontrolle und Ausgeliefertsein erzählt.

In Skin Poem wird einer Frau die Haut vom Oberkörper gezogen – nicht gewaltsam, sondern behutsam, wie ein Mantel. Zwei andere Personen helfen ihr dabei. Der Blick fällt auf das darunterliegende Gewebe. Die Szene wirkt wie ein stilles Ritual, getragen von Vertrauen und Nähe.

Proudfoot ersetzt die medizinische Bühne durch intime Gegenbilder. Ihre Arbeiten zeigen keine Diagnose, sondern Fürsorge. Keine Vorführung, sondern Selbstermächtigung. Sie erinnern daran, dass Frauen überwiegend als Objekte betrachtet wurden und oft noch werden – und wie wichtig es ist, dieses Bild zu verschieben und neue zu finden.