07.10.2019

„Ein Leben ohne Musik …

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… kann ich mir nicht vorstellen!“ – so die spontane Antwort der Leiterin des Veranstaltungszentrums von Draiflessen, Isabella van Hamme, auf die Frage, welche Rolle für sie persönlich Musik spiele. Diese Frage stand als Fazit am Ende eines Gesprächs, in dem es zunächst einmal um das Konzertformat meet MUSIC ging. Dies ist 2014 mit einem ersten Konzert in der Mettinger Kirche St. Agatha gestartet:
Die Sopranistin Sarah Maria Sun und der Countertenor Benno Schachtner haben, begleitet vom Neuen Orchester Köln unter der Leitung von Christoph Spering, Marianische Musik aufgeführt. Der St. Agatha Kirche ist meet MUSIC seitdem treu geblieben: 2015 präsentierte hier das preisgekrönte Renaissance-Ensemble „Capella della Torre“ auf historischen Instrumenten das erste Ostermontagskonzert.
Seither fanden weitere Konzerte unter anderem mit dem international bekannten Trompeter Ludwig Güttler, den fünf Sängerinnen der erfolgreichen A-capella-Gruppe Sjaella und zuletzt mit der Violonistin Midori Seiler und dem Cembalist Christian Rieger statt, die Werke von Johann Sebastian Bach und Heinrich Ignaz Franz von Biber in einem musikalischen Dialog zu Gehör brachten.

Cappella della Torre | © Angela von Brill

Draiflessen öffnet sich …

Auch in den Räumlichkeiten des Veranstaltungszentrums und des Museums werden mittlerweile Konzerte und Musikevents von meet MUSIC präsentiert: 2014 war die Bigband der Kardinal-von-Galen-Schulen mit ihrem weihnachtlichen Benefizkonzert „Swinging Christmas“ zu Gast im großen Saal von Draiflessen. „Wir sind mit den Konzerten erst nach außen gegangen, dann haben wir uns für die Konzerte auch selbst räumlich geöffnet“, so schildert Isabella van Hamme diesen Schritt. Daher stehen seit 2017 regelmäßig Konzerte in Draiflessen selbst fest auf dem Programm.
2018 kam das neue Format „Foyerkonzert“ hinzu, etwas kleiner, etwas intimer, bewusst dichter dran an den Musikern. Hierzu bildet das lichtdurchflutete Foyer des Veranstaltungszentrums den geeigneten Rahmen. Was hat das Thema Musik eigentlich mit einem Haus wie Draiflessen zu tun, das der Öffentlichkeit zurzeit mit der Draiflessen Collection noch vorrangig als Museum bekannt ist? „Ganz viel“, so Isabella van Hamme mit Nachdruck: „Im Konzept von Draiflessen als Gesamtkomplex, spielte der Gedanke, sich über die Kunst mit wesentlichen gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen, eine große Rolle. Musik als Kunstform wurde selbstverständlich mitgedacht, auch als Option, Menschen, besonders auch junge, zur Musik zu führen und mittels Musik miteinander zu verbinden – schöne Momente zu teilen.“

Sarah Maria Sun | © Angela von Brill

Raum

Die räumlichen Voraussetzungen hierfür wurden im Veranstaltungszentrum geschaffen. Das spiegelt sich auch in der Architektur wider: Der teilbare Saal wurde so gebaut, dass er nicht nur für kleinere oder größere Vorträge oder Konferenzen genutzt werden kann, sondern optimal mit speziellen Akustikwänden ausgestattet ist. Geeignet vor allem auch für klassische Konzerte, kann er bestuhlt bis zu 600 Besucher aufnehmen. Die zwei ganz unterschiedlichen Foyers auf zwei Stockwerken eignen sich zusätzlich für kleinere Konzerte, sodass Raum und auch Atmosphäre für die unterschiedlichsten Musikformate gegeben sind. Ein Steinway-Flügel als Dauerleihgabe aus der Unternehmerfamilie steht ebenfalls zur Verfügung und wird immer mit Freude von den Musikern gespielt. Je nach Konzert arbeitet Draiflessen mit professionellen Partnern zum Beispiel für Tontechnik oder Bühnenbau zusammen. Isabella van Hammes Wunsch für die Zukunft: Konzerte auch mal in den Außenbereich Draiflessens zu verlegen, open air, „unplugged“, vielleicht in Form eines Wandelkonzerts …

Business

Isabella van Hamme ist Leiterin des Veranstaltungszentrums von Draiflessen, der Bereich, der vor allem für das Businesspublikum zuständig ist. Unter ihrer Ägide werden zum Beispiel Konferenzen und Veranstaltungen geplant, technisch ausgestattet oder das Catering koordiniert. Aber auch die Veranstaltungen für die Draiflessen Collection werden hier in enger Zusammenarbeit geplant und umgesetzt.
Als Musikwissenschaftlerin ist diese Tätigkeit zunächst einmal nicht die naheliegendste, oder? Nun, sie habe nach dem Studium in einer Konzertdirektion gearbeitet, in der Projektmanagement, Konzert- und Tourneeplanung das alltägliche Geschäft waren, erklärt van Hamme. Weiterhin ist die Erfahrung, die sie in der zehnjährigen Tätigkeit in einer Kommunikationsagentur mit der Umsetzung von Galaveranstaltungen, Roadshows und vielem mehr gesammelt hat, sehr hilfreich. Dieser Hintergrund, gerade auch zusammen mit ihrer Profession Musik, habe bei ihrer Einstellung eine wichtige Rolle gespielt, denn genau das habe man gesucht. Schon von Anfang an waren Musik-Acts oder Konzerte in das interne Veranstaltungsprogramm integriert. Und nicht zuletzt sind viele der öffentlichen Eröffnungsveranstaltungen der Draiflessen Collection musikalisch begleitet worden.

Peppino DAgostino | © Angela von Brill

meet MUSIC!

Zur Ausstellung „macht heimat“, die 2013 eröffnet wurde, war es Isabella van Hammes Aufgabe, die Musikauswahl für die in die Präsentation integrierte Hörstation zu treffen. Dies war, schildert sie, so etwas wie die Initialzündung, Musik noch stärker als zuvor in das Gesamtprojekt Draiflessen einzubinden. Die Idee und den Wunsch dazu hatte sie aber von Anfang an, das war auch eines ihrer Ziele. Diese Idee wuchs, immer mehr Türen öffneten sich: Das Format meet MUSIC wurde „geboren“. Entstanden aus einer privaten Veranstaltungsreihe ist es nun zu einem festen Format für alle interessierten Besucherinnen und Besucher geworden, das sich immer weiter entwickelt. Es lädt – wie der Name schon verdeutlicht – dazu ein, sich für und bei Musik zu treffen, neue Musiker, vielleicht vertraute, aber auch ganz neue Musikstile und -interpretationen kennenzulernen. So unterhaltend wie anspruchsvoll konzipiert, soll es möglichst viele Altersgruppen ansprechen.

Gospel Soul Notes | © Angela von Brill

Verbindung

Ein solch ambitioniertes Vorhaben lässt sich nicht einfach aus dem Ärmel schütteln – wie also wird die Musik, wie werden die Musiker ausgewählt? Eine gute Frage, findet Isabella van Hamme, und antwortet spontan: „Nicht jeder gute Musiker ist auch ein bekannter Musiker“. Natürlich geht sie auch nach persönlichen Vorlieben vor, recherchiert und begibt sich ganz gezielt auf Entdeckungsreise – und manchmal ist es einfach der Zufall. Ihr ist es wichtig, Musiker zu finden, die auch abseits vom Mainstream und internationaler Popularität besondere und neue Qualität bieten.
Ein weiteres wichtiges Anliegen ist auch die Förderung von Nachwuchskünstlern. So wurde 2017 die Eröffnung der Ausstellung „Phänomen Familienunternehmen“ durch die Violonistin Gina Keiko Friesicke begleitet, mehrfache Preisträgerin von „Jugend musiziert“. Im kommenden Oktober werden zwei junge Musikerinnen, die Cellistin Anouchka Hack und ihre Schwester, die Pianistin Katharina Hack, das zweite Foyerkonzert in diesem Jahr geben. Hierbei lässt sich Isabella van Hamme durchaus von den Themen der Ausstellungen der Draiflessen Collection inspirieren. So nehmen sich die Musikerinnen in ihrem Programm dem Thema der im Oktober eröffnenden Ausstellung Liebe“ an. 
Isabella van Hamme legt aber auch Wert auf ein ganz unabhängiges Programm: Der Gitarrist Peppino D’Agostino war mit seiner virtuosen Spieltechnik für sie eine besondere Entdeckung, die sie unbedingt in Draiflessen präsentieren wollte. So gab er im Mai 2018 ein Konzert. Im Dezember 2018 ging ihr Wunsch, sich etwas anders auf Weihnachten einzustimmen und Musik zu einem Gemeinschaftserlebnis zu machen, dann perfekt in Erfüllung: Den „Gospel Soul Notes“ gelang es schnell, das Publikum buchstäblich von den Stühlen zu reißen und zum Mitsingen und Mittanzen zu animieren.


2018 war Draiflessen außerdem eingeladen, in Kooperation mit den Organisatoren von „summerwinds Münsterland“, das in Europa einzigartige Holzbläser-Festival, das Goldberg Ensemble Berlin zu präsentieren. Es fand im Foyer der Draiflessen Collection statt und wurde gemeinsam von beiden Teams Draiflessens und dem Festivalteam organisiert, vorbereitet und umgesetzt. Ein ähnliches Gemeinschaftsprojekt wird im Herbst 2019 die musikalische Kooperation mit dem Münsterland Festival werden. Isabella van Hamme sagt hierzu: „Wir freuen uns sehr über die Kooperation, denn es ist eine wunderbare Möglichkeit, über die Musik ein Netzwerk aufzubauen“.

Anouchka und Katharina Hack | © Britt Marie Ahrens

Isabella van Hamme arbeitet seit 2011 für Draiflessen und leitet seitdem das Veranstaltungszentrum Draiflessens. Sie hat Musikwissenschaften, Erziehung und Germanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn studiert.

Isabella van Hamme | © Anneke Dunkhase

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